Zweireihige Schrägkugellager eignen sich gut, wenn:
- bei hohen Belastungen der Bauraum für zwei paarig angeordnete einreihige Schrägkugellager nicht ausreicht
- gleichzeitig wirkende hohe Radial- und Axialbelastungen auftreten
- auch Kippmomente aufgenommen werden müssen
- eine relativ starre Lagerung gefordert ist
- die Lagerung bei den oben genannten Anforderungen auch geräuscharm laufen soll.
Zweireihiges Schrägkugellager – Bauraumvergleich mit Lagersatz aus einreihigen Schrägkugellagern
B = Gesamtbreite des Lagers oder Lagersatzes
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Ausführungsvarianten
Zweireihige Schrägkugellager gibt es als:
- Lager in der Grundausführung ➤ Bild
- Lager mit Einfüllnut ➤ Bild
- Lager mit geteiltem Innenring ➤ Bild
- X-life-Lager ➤ Link.
Größere Kataloglager und weitere Lagerausführungen GL 1.
Lager der Grundausführung
Vergleichbar mit paarig angeordneten einreihigen Schrägkugellagern
Zweireihige Lager entsprechen in ihrem Aufbau zwei paarig angeordneten einreihigen Schrägkugellagern in O-Anordnung, sind jedoch etwas schmaler als diese gebaut. Sie unterscheiden sich in der Größe ihres Druckwinkels α und in der Ausführung der Lagerringe. Fertigungstechnisch bedingt können offene Lager, die auch mit Deck- oder Dichtscheiben erhältlich sind, am Außen- und/oder Innenring Eindrehungen für die Dicht- oder Deckscheiben haben.
Variantenreiches und vielseitig einsetzbares Lagerprogramm
Lager der Reihen 38..‑B(‑2RSR, ‑2Z), 30..‑B(‑2RSR, ‑2Z), 32..-B(‑2RSR, ‑2Z), 32..‑BD(‑2HRS), 33..‑B(‑2RSR, ‑2Z), 33..BD(‑2HRS) sind selbsthaltend. Sie haben keine Einfüllnuten in den Stirnseiten der Lagerringe ➤ Bild. Die Lager der Reihen 32..-BD und 33..-BD haben eine optimierte Innenkonstruktion.
Damit erfüllen die zweireihigen Schrägkugellager konstruktiv die Anforderungen an:
- eine hohe radiale und beidseitig axiale Belastbarkeit
- geräuscharmen Lauf
- eine vielseitige Verwendbarkeit.
Nenndruckwinkel α = 25° oder 30°
Der Nenndruckwinkel α der B-Ausführungen ist 25°, bei der BD‑Variante beträgt er 30°.
Zweireihiges Schrägkugellager der Grundausführung
Fr = Radiale Belastung
Fa = Axiale Belastung
α = Nenndruckwinkel
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Lager mit Einfüllnut
Nenndruckwinkel α = 35°
Schrägkugellager der Reihen 32 und 33 sind selbsthaltend. Sie haben auf einer Lagerring-Stirnseite Füllnuten zum Befüllen der Lager mit den Wälzkörpern ➤ Bild. Der Nenndruckwinkel beträgt α = 35°.
Diese Baureihen müssen so eingebaut werden, dass die Kugelreihe ohne Füllnut die Hauptlastrichtung bei axialer Belastung übernimmt.
Zweireihiges Schrägkugellager mit Einfüllnut
Fr = Radiale Belastung
Fa = Axiale Belastung
α = Nenndruckwinkel
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Lager mit geteiltem Innenring
Nenndruckwinkel α = 45°
Bei den Schrägkugellagern der Reihe 33..-DA ist der Innenring geteilt ➤ Bild. Die Innenringe sind nicht selbsthaltend. Die Befüllung mit vielen Kugeln ermöglicht – im Zusammenhang mit der Gestaltung der Lager-Innenkonstruktion und dem Druckwinkel von 45° – die Aufnahme hoher, wechselseitig wirkender Axialbelastungen.
Die Innenringhälften sind auf das jeweilige Lager abgestimmt und dürfen nicht mit denen anderer Lager gleicher Größe vertauscht werden.
Zweireihiges Schrägkugellager mit geteiltem Innenring
Fr = Radiale Belastung
Fa = Axiale Belastung
α = Nenndruckwinkel
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X-life-Premiumqualität
Lager der Reihen 32..-BD und 33..-BD sind X-life-Lager. Gegenüber den zweireihigen Standard-Schrägkugellagern sind diese Lager wesentlich leistungsstärker ➤ Bild. Erreicht wird dies u. a. durch die geänderte Innenkonstruktion und höhere Oberflächengüte der Kontaktflächen, das optimierte Käfigdesign sowie durch die bessere Qualität des Stahls und der Wälzkörper.
Vorteile
Höherer Kundennutzen durch X-life
Aus den technischen Detailverbesserungen ergeben sich eine Reihe von Vorteilen wie z. B.:
- eine günstigere Lastverteilung im Lager und damit eine höhere dynamische Belastbarkeit der Lager ➤ Bild
- eine höhere Laufruhe
- ein reibungsärmerer, energieeffizienterer Lauf
- eine niedrigere Wärmeentwicklung im Lager
- höhere mögliche Drehzahlen
- ein geringerer Schmierstoffverbrauch und dadurch längere Wartungsintervalle
- eine messbar längere Gebrauchsdauer der Lager
- eine hohe Betriebssicherheit
- kompakt bauende, umweltfreundliche Lagerungen.
Niedrigere Betriebskosten, höhere Maschinenverfügbarkeit
In Summe verbessern diese Vorteile die Gesamtwirtschaftlichkeit der Lagerstelle deutlich und erhöhen damit die Effizienz der Maschine und Anlage nachhaltig.
Nachsetzzeichen XL
X-life-Schrägkugellager haben das Nachsetzzeichen XL im Kurzzeichen ➤ Bild und ➤ Bild.
Vergleich der dynamischen Tragzahl Cr – Lagerreihe 33..‑BD‑XL, Bohrungskennzahl 02 bis 16, mit einem Lager ohne X-life-Qualitäten (33..-B)
Cr = Dynamische Tragzahl
Bohrungskennzahl
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Anwendungsbereiche
Breites Einsatzspektrum
Aufgrund ihrer besonderen technischen Merkmale eignen sich zweireihige X-life-Schrägkugellager sehr gut für Lagerungen in:
- Kompressoren
- Flüssigkeits- und Hydraulikpumpen
- Automotive-Fahrwerken und -Getrieben
- Industriegetrieben
- landwirtschaftlichen Fahrzeugen
- Aufzügen und Verpackungsanlagen
- schweren Motorrädern
- Werkzeugmaschinen
- Textilmaschinen.
X-life steht für eine hohe Produkt-Leistungsdichte und damit für einen besonders großen Kundennutzen.
Radial und beidseitig axial belastbar
Zweireihige Schrägkugellager nehmen neben hohen radialen Belastungen auch beidseitig axial wirkende Kräfte und Kippmomente auf ➤ Bild. Sie eignen sich sehr gut für Lagerungen mit starrer axialer Führung.
Druckwinkel und axiale Belastbarkeit
Die Lager gibt es mit α = 25°, 30°, 35° und 45° ➤ Bild bis ➤ Bild. Die axiale Belastbarkeit steigt mit der Größe des Druckwinkels. Bei Lager ohne Füllnut ist sie in beiden Richtungen gleich hoch.
Die Winkeleinstellbarkeit ist sehr gering
Die Lager eignen sich nicht zum Ausgleich von Winkelfehlern. Fluchtungsfehler erzeugen zusätzlich innere Kräfte, die neben höheren Temperaturen auch zu einer Reduzierung der Lagerlebensdauer führen.
Beidseitig abgedichtete Schrägkugellager sind wartungsfrei
Beidseitig abgedichtete und offene Lager sind mit einem Qualitätsfett befettet. Die beidseitig abgedichteten Lager sind für viele Anwendungen wartungsfrei, d. h. sie müssen nicht nachgeschmiert werden.
Offene Lager müssen geschmiert werden
Nicht abgedichtete und einseitig abgedichtete Schrägkugellager der Reihen 32.., 33.., 33..‑DA, 32..‑BD und 33..‑BD sind konserviert und nicht befettet. Diese Lager müssen mit Öl oder Fett geschmiert werden.
Verträglichkeit mit Kunststoffkäfigen
Werden Lager mit Kunststoffkäfig verwendet, ist sicherzustellen, dass beim Einsatz von Syntheseölen oder Schmierfetten auf Syntheseölbasis sowie bei Schmierstoffen mit einem hohen Anteil an EP‑Zusätzen die Verträglichkeit des Schmierstoffs mit dem Käfigmaterial gegeben ist.
Ölwechselfristen einhalten
Gealtertes Öl und im Öl enthaltene Additive können bei höheren Temperaturen die Gebrauchsdauer der Kunststoffe beeinträchtigen. Vorgegebene Ölwechselfristen müssen deshalb unbedingt eingehalten werden.
2RS-, 2RSR- und 2HRS‑Dichtungen sind berührend
Die Reihen 38..‑B, 30..‑B, 32..‑B und 33..‑B mit dem Nachsetzzeichen 2RS, 2RSR und 2HRS haben beidseitig axial bzw. radial anliegende Lippendichtungen ➤ Tabelle. Lager mit dem Nachsetzzeichen RS, HRS und RSR sind einseitig mit axial bzw. radial anliegenden Lippendichtungen abgedichtet.
2Z-Deckscheiben und 2RZ‑Dichtungen sind berührungsfrei
Lagerreihen mit dem Nachsetzzeichen 2Z haben auf beiden Seiten Deckscheiben aus Stahlblech. Bei Lagern mit dem Nachsetzzeichen 2RZ sind beidseitig gummierte Spaltdichtungen montiert.
Offene Lager
Bei nicht abgedichteten Lagern muss die Abdichtung durch die Umgebungskonstruktion erfolgen. Die Abdichtung muss zuverlässig verhindern, dass:
- Feuchtigkeit und Verunreinigungen in das Lager gelangen
- Schmierstoff aus dem Lager austritt.
Grenz- und Bezugsdrehzahlen in den Produkttabellen
In den Produkttabellen sind für die meisten Lager zwei Drehzahlen angegeben:
- die kinematische Grenzdrehzahl nG
- die thermische Bezugsdrehzahl nϑr.
Grenzdrehzahlen
Die Grenzdrehzahl nG ist die kinematisch zulässige Drehzahl des Lagers. Sie darf auch bei günstigen Einbau- und Betriebsbedingungen nicht ohne vorherige Rücksprache mit Schaeffler überschritten werden ➤ Link.
Die in den Produkttabellen angegebenen Werte gelten bei nicht abgedichteten oder gedeckelten Lagern für Ölschmierung und bei werkseitig befetteten, abgedichteten oder gedeckelten Lagern für Fettschmierung.
Werte bei Fettschmierung
Bei Fettschmierung sind jeweils 75% des in den Produkttabellen angegebenen Wertes zulässig.
Bezugsdrehzahlen
nϑr dient zur Berechnung von nϑ
Die thermische Bezugsdrehzahl nϑr ist keine anwendungsbezogene Drehzahlgrenze, sondern eine rechnerische Hilfsgröße zur Ermittlung der thermisch zulässigen Betriebsdrehzahl nϑ ➤ Link.
Lager mit berührenden Dichtungen
Für Lager mit berührenden Dichtungen sind nach DIN ISO 15312:2004 keine Bezugsdrehzahlen definiert. In den Produkttabellen ist für diese Lager deshalb nur die Grenzdrehzahl nG angegeben.
Als neues Merkmal zum Vergleich des Geräuschniveaus unterschiedlicher Lagerarten und Baureihen wurde der Schaeffler Geräuschindex (SGI) entwickelt. Damit ist es erstmals möglich, eine Geräuschbewertung von Wälzlagern durchzuführen.
Schaeffler Geräuschindex
Der SGI-Wert basiert auf dem nach internen Standards maximal zulässigen Geräuschniveau eines Lagers, welches in Anlehnung an ISO 15242 ermittelt wird. Zum Vergleich unterschiedlicher Lagerarten und Baureihen ist der SGI-Wert über der statischen Tragzahl C0 aufgetragen.
Damit ist es möglich, Lager gleicher Tragfähigkeit direkt zu vergleichen. In den Diagrammen ist jeweils der obere Grenzwert angegeben. Das bedeutet, dass das durchschnittliche Geräuschniveau der Lager noch kleiner ist, als im Diagramm dargestellt.
Der Schaeffler Geräuschindex ist ein zusätzliches Leistungsmerkmal zur Lagerauswahl bei geräuschsensiblen Anwendungen. Die spezifische Eignung eines Lagers für eine Anwendung, beispielsweise hinsichtlich Bauraum, Tragfähigkeit oder Drehzahlgrenze, ist davon unabhängig zu prüfen.
Schaeffler Geräuschindex für zweireihige Schrägkugellager
SGI = Schaeffler Geräuschindex
C0 = Statische Tragzahl
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Limitierende Größen
Die Betriebstemperatur der Lager ist begrenzt durch:
- die Maßstabilität der Lagerringe und Wälzkörper
- den Käfig
- den Schmierstoff
- die Dichtungen.
Mögliche Betriebstemperaturen für zweireihige Schrägkugellager ➤ Tabelle.
Zulässige Temperaturbereiche