Einreihige Schrägkugellager eignen sich gut, wenn:
- Lagerungen kombinierte Belastungen – d. h. gleichzeitig wirkende Radial- und Axialbelastungen – aufnehmen müssen ➤ Bild
- einseitig mittlere bis hohe Axiallasten vorliegen
- eine steife axiale Führung gefordert ist
- die Lagerung axial spielfrei oder vorgespannt sein muss
- bei höheren Radial- und Axiallasten hohe Drehzahlen gefordert sind
- die Lagerung bei den oben genannten Anforderungen auch geräuscharm laufen soll.
Schrägkugellager: Drehzahlvergleich mit Kegelrollenlager
nG = Grenzdrehzahl
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Ausführungsvarianten
Das Standardsortiment umfasst die Lager der Reihen 718..-B, 70..‑B(‑2RS), 72..-B(‑2RS), 73..‑B(‑2RS) und 74..‑B. Für unterschiedliche Anwendungszwecke ausgelegt, gibt es diese Lager als:
- Lager der Grundausführung für Lagerungen mit Einzellagern ➤ Bild
- Universallager für den satzweisen Einbau in Tandem-, O- oder X‑Anordnung ➤ Bild, ➤ Bild, ➤ Bild
- X-life-Lager ➤ Link.
Darüber hinaus stehen einreihige Schrägkugellager noch in weiteren Maßreihen, Ausführungen und Größen zur Verfügung. Informationen zu diesen Lagern gibt Schaeffler auf Anfrage. Größere Kataloglager GL 1.
Lager der Grundausführung für Lagerungen mit Einzellagern
Die Kräfte werden schräg zur Radialebene übertragen
Einreihige Schrägkugellager gehören zur Gruppe der Radial-Kugellager. Diese selbsthaltenden Baueinheiten haben massive Außen- und Innenringe. Käfige aus Polyamid, Stahlblech oder Messing führen die Wälzkörper. Die Lagerringe sind mit einer hohen und einer niedrigen Schulter ausgeführt ➤ Bild. Bedingt durch die unterschiedlichen Schulterhöhen unterscheidet sich das Montageverfahren von dem der Rillenkugellager. Die mögliche Kugelanzahl ist bei abmessungsgleichen Schrägkugellagern höher als bei Rillenkugellagern. Gegenüber Rillenkugellagern sind die Laufbahnen im Innen- und Außenring in Richtung der Lagerachse schräg gegeneinander angeordnet. Dadurch werden die Kräfte unter einem definierten Druckwinkel (schräg zur Radialebene) von einer Laufbahn auf die andere übertragen ➤ Bild.
Für Lagerstellen mit jeweils nur einem Lager
Diese Schrägkugellager kommen in Frage, wenn pro Lagerstelle nur ein Lager eingesetzt wird. Da die Lager die üblichen Lagerring-Toleranzen haben (sie werden mit der Toleranzklasse Normal gefertigt), eignen sie sich nicht für den Einbau unmittelbar nebeneinander. In solchen Fällen sollte auf Universallager zurückgegriffen werden.
Einreihiges Schrägkugellager der Grundausführung
Fr = Radiale Belastung
Fa = Axiale Belastung
α = Nenndruckwinkel
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Universallager für den satzweisen Einbau
Lager sind in beliebiger Anordnung paarweise einbaubar
Einreihige Schrägkugellager, die für den paarweisen (satzweisen) Einbau unmittelbar nebeneinander bestimmt sind, werden als sogenannte Universalausführung gefertigt ➤ Bild, ➤ Bild, ➤ Bild. Diese Lager können ohne Passscheiben in jeder beliebigen Anordnung gepaart werden. Das montierte Lagerpaar hat dann je nach gewählter Ausführung das gewünschte axiale Spiel, Spielfreiheit oder Vorspannung. Dies vereinfacht die Gestaltung der Lagerung und den Einbau der Lager.
Bei der Bestellung ist jeweils die Anzahl der Lager und nicht die Anzahl der Lagerpaare anzugeben.
Nachsetzzeichen: UA, UB, UO, UL, UM, UH
Lager in Universalausführung sind am Nachsetzzeichen UA, UB, UO, UL, UM oder UH zu erkennen ➤ Tabelle. Werden Lager der Universalausführung satzweise angeordnet, dann ergibt sich ein definiertes Axialspiel bzw. eine axiale Vorspannung:
- UA = Lagersatz mit geringer Axialluft
- UB = Lagersatz mit geringerer Axialluft als UA
- UO = Lagersatz spielfrei bei O- und X-Anordnung
- UL = Lagersatz leicht vorgespannt
- UM = Lagersatz mittel vorgespannt
- UH = Lagersatz stark vorgespannt.
Gründe für den satzweisen Einbau
Ein satzweiser Einbau einreihiger Schrägkugellager wird gewählt, wenn:
- die Tragfähigkeit eines Lagers nicht ausreicht (Lagersatz in Tandemanordnung)
- kombinierte oder axiale Belastungen in beiden Richtungen auftreten und die Lagerung über ein definiertes Axialspiel verfügen muss (Lagersatz in O- oder X-Anordnung).
Bei satzweisem Einbau sind folgende Anordnungen möglich:
Lagersätze in Tandem-Anordnung
Tandem-Anordnung
Bei Tandem-Anordnung verlaufen die Drucklinien parallel zueinander ➤ Bild. Axiale Kräfte werden auf beide Lager gleichmäßig verteilt, der Lagersatz kann diese jedoch nur aus einer Richtung aufnehmen. Zur Aufnahme axialer Kräfte aus der Gegenrichtung und zur Aufnahme von kombinierten Belastungen wird der Lagersatz immer gegen ein weiteres Lager angestellt.
Universallager, satzweiser Einbau in Tandem-Anordnung
Lagersatz in Tandem-Anordnung
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Lagersätze in O-Anordnung
O-Anordnung
Bei O-Anordnung zeigen die von den Drucklinien gebildeten Kegel mit ihren Spitzen nach außen, d. h. sie laufen zur Lagerachse hin auseinander ➤ Bild. Lagersätze in O-Anordnung nehmen axiale Kräfte aus beiden Richtungen auf, jedoch immer nur von einem Lager. Sie ergeben durch den großen Stützabstand (d. i. der Abstand der Druckkegelspitzen zueinander) relativ steife Lagerungen (geringes Kippspiel) und sind auch zur Aufnahme von Kippmomenten geeignet.
Universallager, satzweiser Einbau in O-Anordnung
Lagersatz in O-Anordnung
S = Druckkegelspitze
H = Stützabstand
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Lagersätze in X-Anordnung
X-Anordnung
Bei X-Anordnung zeigen die von den Drucklinien gebildeten Kegel mit ihren Spitzen nach innen, d. h. sie laufen zur Lagerachse hin zusammen ➤ Bild. Solche Lagersätze nehmen ebenfalls axiale Kräfte aus beiden Richtungen auf, allerdings auch immer nur von einem Lager. Die Stützbasis ist jedoch kleiner als bei O-Anordnung. Dadurch sind die Sätze nicht so starr wie bei einer O-Anordnung. Außerdem eignen sie sich weniger gut zur Aufnahme von Kippmomenten.
Universallager, satzweiser Einbau in X-Anordnung
Lagersatz in X-Anordnung
H = Stützabstand
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X-life-Premiumqualität
Viele Größen der Reihen 70..-B, 72..-B, 73..-B und 74..-B sind als X-life-Lager lieferbar. Gegenüber einreihigen Standard-Schrägkugellagern sind diese Lager wesentlich leistungsstärker ➤ Bild. Erreicht wird dies u. a. durch die geänderte Innenkonstruktion und höhere Oberflächengüte der Kontaktflächen, das optimierte Käfigdesign sowie durch die bessere Qualität des Stahls und der Wälzkörper.
Vorteile
Höherer Kundennutzen durch X-life
Aus den technischen Detailverbesserungen ergibt sich eine Reihe von Vorteilen wie z. B.:
- eine günstigere Lastverteilung im Lager und damit eine höhere dynamische Belastbarkeit der Lager ➤ Bild
- eine höhere Laufruhe
- ein reibungsärmerer, energieeffizienterer Lauf
- eine niedrigere Wärmeentwicklung im Lager
- höhere mögliche Drehzahlen
- ein geringerer Schmierstoffverbrauch und dadurch längere Wartungsintervalle
- eine messbar längere Gebrauchsdauer der Lager
- eine hohe Betriebssicherheit
- kompakt bauende, umweltfreundliche Lagerungen.
Niedrigere Betriebskosten, höhere Maschinenverfügbarkeit
In Summe verbessern diese Vorteile die Gesamtwirtschaftlichkeit der Lagerstelle deutlich und erhöhen damit die Effizienz der Maschine und Anlage nachhaltig.
Nachsetzzeichen XL
Einreihige X-life-Schrägkugellager haben das Nachsetzzeichen XL im Kurzzeichen ➤ Bild und ➤ Bild.
Vergleich der dynamischen Tragzahl Cr – Lagerreihe 73..‑B‑XL, Bohrungskennzahl 05 bis 26 mit einem Lager ohne X-life-Qualitäten (73..-B)
Cr = Dynamische Tragzahl
Bohrungskennzahl
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Anwendungsbereiche
Breites Einsatzspektrum
Aufgrund ihrer besonderen technischen Merkmale eignen sich einreihige X-life-Schrägkugellager sehr gut für Lagerungen in:
- Kompressoren
- Flüssigkeits- und Hydraulikpumpen
- Automotive-Fahrwerken und -Getrieben
- Industriegetrieben
- Elektromotoren
- Industrieventilatoren
- Werkzeugmaschinen
- Textilmaschinen.
X-life steht für eine hohe Produkt-Leistungsdichte und damit für einen besonders großen Kundennutzen.
Radiale Belastung
Einreihige Schrägkugellager nehmen hohe radiale Kräfte auf. Auch reine Radialbelastungen sind möglich, wenn die Lager angestellt sind.
Eine axiale Belastung ist nur einseitig möglich
Axiale Belastungen werden – bedingt durch die Form und Lage der Laufbahnschultern – nur aus einer Richtung übertragen ➤ Bild. Müssen diese Schrägkugellager axiale Kräfte aus beiden Richtungen aufnehmen, werden sie gegen ein zweites Lager angestellt, das spiegelbildlich angeordnet ist ➤ Bild und ➤ Bild.
Die axiale Belastbarkeit der Lager steigt mit der Größe des Druckwinkels
Der Druckwinkel α ist der Winkel, den die Drucklinie mit der Radialebene einschließt und unter dem die Belastung von einer Laufbahn auf die andere übertragen wird ➤ Bild. Mit der Größe von α steigt auch die axiale Tragfähigkeit des Lagers, d. h. je größer der Winkel ist, desto höher kann das Lager axial belastet werden. Dadurch eignen sich Schrägkugellager besser zur Aufnahme höherer Axialkräfte als Rillenkugellager. Aufgrund des Nenndruckwinkels von α = 40° nehmen einreihige Schrägkugellager einseitig hohe axiale Belastungen auf.
Zu lieferbaren Schrägkugellagern mit anderen Druckwinkeln als α = 40° bitte bei Schaeffler rückfragen.
Druckwinkel und Kraftfluss
α = Druckwinkel
Drucklinie
Kraftfluss
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Belastbarkeit von Lagersätzen
Die dynamischen und statischen Tragzahlen Cr und C0r in den Produkttabellen beziehen sich immer auf das Einzellager. Werden zwei Lager gleicher Größe und Ausführung unmittelbar nebeneinander in O- oder X‑Anordnung eingebaut, gelten für die Lagerpaare:
- Cr = 1,625 · Cr Einzellager
- C0r = 2 · C0r Einzellager.
Die Winkeleinstellbarkeit der Lager ist sehr gering
Einreihige Schrägkugellager eignen sich nicht zum Ausgleich von Winkelfehlern. Fluchtungsfehler erzeugen zusätzlich innere Kräfte im Lager, die neben höheren Temperaturen auch zu einer Reduzierung der Lagerlebensdauer führen.
Satzweise eingebaute Schrägkugellager
Schiefstellungen bei satzweise eingebauten Schrägkugellagern führen – besonders bei kleiner Lagerluft und O-Anordnung – zu erhöhten Kugel- und Käfigbeanspruchungen, da die Winkelfehler unter Zwang zwischen den Kugeln und Laufbahnen aufgenommen werden. Das wiederum kann sich negativ auf die Gebrauchsdauer der Lager auswirken. Zu beachten ist außerdem, dass sich durch eine Schiefstellung der Lagerringe das Laufgeräusch erhöht.
Befettete Lager sind wartungsfrei
Beidseitig abgedichtete Schrägkugellager sind mit einem Qualitätsfett befettet und müssen nicht nachgeschmiert werden.
Nicht befettete Lager sind zu schmieren
Offene und einseitig abgedichtete Lager sind nicht befettet. Diese Lager müssen mit Öl oder Fett geschmiert werden.
Verträglichkeit mit Kunststoffkäfigen
Werden Lager mit Kunststoffkäfig verwendet, ist sicherzustellen, dass beim Einsatz von Syntheseölen oder Schmierfetten auf Syntheseölbasis sowie bei Schmierstoffen mit einem hohen Anteil an EP‑Zusätzen die Verträglichkeit des Schmierstoffs mit dem Käfigmaterial gegeben ist.
Ölwechselfristen einhalten
Gealtertes Öl und im Öl enthaltene Additive können bei höheren Temperaturen die Gebrauchsdauer der Kunststoffe beeinträchtigen. Vorgegebene Ölwechselfristen müssen deshalb unbedingt eingehalten werden.
Abdichtung mit berührenden Dichtungen 2RS
Lager mit dem Nachsetzzeichen 2RS haben beidseitig Lippendichtungen ➤ Tabelle. Sie eignen sich durch ihre gute Dichtwirkung zum Einsatz in staubiger, schmutziger oder feuchter Umgebung.
Offene Lager
Bei nicht abgedichteten Lagern muss die Abdichtung der Lagerstelle durch die Anschlusskonstruktion erfolgen. Die Abdichtung muss zuverlässig verhindern, dass:
- Feuchtigkeit und Verunreinigungen in das Lager gelangen
- Schmierstoff aus dem Lager austritt.
Grenz- und Bezugsdrehzahlen in den Produkttabellen
In den Produkttabellen sind in der Regel zwei Drehzahlen angegeben:
- die kinematische Grenzdrehzahl nG
- die thermische Bezugsdrehzahl nϑr.
Grenzdrehzahlen
Die Grenzdrehzahl nG ist die kinematisch zulässige Drehzahl des Lagers. Sie darf auch bei günstigen Einbau- und Betriebsbedingungen nicht ohne vorherige Rücksprache mit Schaeffler überschritten werden ➤ Link.
Die in den Produkttabellen angegebenen Werte gelten bei nicht abgedichteten oder gedeckelten Lagern für Ölschmierung und bei werkseitig befetteten, abgedichteten oder gedeckelten Lagern für Fettschmierung.
Werte bei Fettschmierung
Bei Fettschmierung sind jeweils 75% des in den Produkttabellen angegebenen Wertes zulässig.
Bezugsdrehzahlen
nϑr dient zur Berechnung von nϑ
Die thermische Bezugsdrehzahl nϑr ist keine anwendungsbezogene Drehzahlgrenze, sondern eine rechnerische Hilfsgröße zur Ermittlung der thermisch zulässigen Betriebsdrehzahl nϑ ➤ Link.
Lager mit berührenden Dichtungen
Für Lager mit berührenden Dichtungen sind nach DIN ISO 15312:2004 keine Bezugsdrehzahlen definiert. In den Produkttabellen ist für diese Lager deshalb nur die Grenzdrehzahl nG angegeben.
Lagersätze in Universalausführung
Lagerpaare haben in der Regel niedrigere Drehzahlen als Einzellager
Schrägkugellager in Universalausführung können in X-, O- oder Tandem-Anordnung eingesetzt werden ➤ Bild bis ➤ Bild. Die thermisch zulässige Betriebsdrehzahl eines Lagerpaares liegt dann etwa 20% unter der berechneten zulässigen Betriebsdrehzahl des Einzellagers.
Als neues Merkmal zum Vergleich des Geräuschniveaus unterschiedlicher Lagerarten und Baureihen wurde der Schaeffler Geräuschindex (SGI) entwickelt. Damit ist es erstmals möglich, eine Geräuschbewertung von Wälzlagern durchzuführen.
Schaeffler Geräuschindex
Der SGI-Wert basiert auf dem nach internen Standards maximal zulässigen Geräuschniveau eines Lagers, welches in Anlehnung an ISO 15242 ermittelt wird. Zum Vergleich unterschiedlicher Lagerarten und Baureihen ist der SGI-Wert über der statischen Tragzahl C0 aufgetragen.
Damit ist es möglich, Lager gleicher Tragfähigkeit direkt zu vergleichen. In den Diagrammen ist jeweils der obere Grenzwert angegeben. Das bedeutet, dass das durchschnittliche Geräuschniveau der Lager noch kleiner ist, als im Diagramm dargestellt.
Der Schaeffler Geräuschindex ist ein zusätzliches Leistungsmerkmal zur Lagerauswahl bei geräuschsensiblen Anwendungen. Die spezifische Eignung eines Lagers für eine Anwendung, beispielsweise hinsichtlich Bauraum, Tragfähigkeit oder Drehzahlgrenze, ist davon unabhängig zu prüfen.
Schaeffler Geräuschindex für einreihige Schrägkugellager
SGI = Schaeffler Geräuschindex
C0 = Statische Tragzahl
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Limitierende Größen
Die Betriebstemperatur der Lager ist begrenzt durch:
- die Maßstabilität der Lagerringe und Wälzkörper
- den Käfig
- den Schmierstoff
- die Dichtungen.
Mögliche Betriebstemperaturen für einreihige Schrägkugellager ➤ Tabelle.
Zulässige Temperaturbereiche